Die Rabenbühne steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre sechste Produktion. Anfang September brachte das zweite Probenwochenende in Sulz das Ensemble spürbar voran. Nach einer regenreichen Woche zeigte sich das Wetter sonnig und klar – ein willkommenes Aufatmen und der Startschuss für zwei Tage voller Energie.
Seetaler Bote | von Tatiana Troxler
In der Aula der Mehrzweckhalle war die Bühne bereits im Rohbau aufgestellt, sodass nicht mehr bloss «im Leeren», sondern schon inmitten der künftigen Kulissen geprobt werden konnte. Für Regisseur Benedikt Troxler bedeutete das ein dicht gedrängtes Programm: intensive Szenenarbeit, Feilen an den Dialogen, Ausprobieren neuer Bewegungsabläufe. Dazu kam eine Premiere im doppelten Sinne: Zum ersten Mal stiess Christoph Blum, der Musiker der Produktion, dazu. Mit seinen Vorschlägen für Lieder und Stücke eröffnete er dem Ensemble eine zusätzliche Klangwelt. Erste musikalische Proben liessen erahnen, wie sich Sprache und Musik zu einer packenden Einheit verweben werden.
Auch die Kostüme kamen erstmals ins Spiel. Am Sonntag präsentierte Kostümchef Daniel Theus die bisher von ihm und seinem fleissigen Nähteam gefertigten Modelle. Der Moment, in dem sich eine Rolle mit Kostüm und Haltung verbindet, sorgte für viele Aha-Erlebnisse auf und hinter der Bühne. Es zeigte sich, wie die Figuren lebendiger wurden, als die Schauspielerinnen und Schauspieler in ihre ersten Kostüme schlüpften.
Damit neben all der Arbeit auch die gute Stimmung nicht zu kurz kam, sorgte ein eingespieltes Verpflegungsteam aus dem Verein für kulinarische Stärkung. Mit viel Liebe vorbereitetes Essen, kleine Pausenrituale und gemeinsames Lachen gaben neue Energie – und wurden zu Momenten des Miteinanders, bevor es wieder ernst wurde.
Ernst wurde es tatsächlich: Manche Szenen sind schon fast bühnenreif, andere verlangen noch konzentriertes Feilen. Eine besondere Herausforderung: Immer wieder müssen Rollen «reingelesen» werden, wenn einzelne Schauspielerinnen und Schauspieler nicht anwesend sein können. Das verlangt viel Flexibilität – und zeigt gleichzeitig, wie eng die Gruppe zusammenarbeitet. Denn ein Theaterengagement bedeutet weit mehr als nur Text lernen und auf der Bühne stehen: Proben, Lieder einstudieren, Kostümanproben, das Jonglieren mit Terminen. Für einige Leute gibt es zusätzlich die Doppelbelastung in Ressorts hinter der Bühne wie Technik, Bühnenbau, Kostüme, Marketing oder Requisiten. Aus Anstrengung und Einsatz formt sich jene Energie, die seit Jahren das Markenzeichen der Rabenbühne ist – das Gefühl, gemeinsam auf ein Ziel zuzusteuern.
Und diese Energie fliesst nun in die sechste Produktion: Inkognito. Das Stück entführt das Publikum in eine fiktive Stadt unter dem Meer – eine geheimnisvolle Welt, in der Fragen nach Identität, Wahrheit und Maskerade auf überraschende Weise verhandelt werden. Schon jetzt zeigt sich: Diese Inszenierung wird wieder etwas Besonderes.
Wenn Ende Oktober der Vorhang aufgeht, wird vieles zusammenkommen: wochenlange Probenarbeit, die Leidenschaft jedes einzelnen Ensemblemitglieds – und die Freude am gemeinsamen Spiel. Noch ist nicht alles perfekt, aber die Richtung stimmt. Die Premiere naht, und die Rabenbühne ist bereit, ihr Publikum aufs Neue zu überraschen.